Traumastörung
- Information für Angehörige -
Mit jemandem zusammenleben, der unter PTBS leidet
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine komplexe Störung, die durch ein traumatisches Erlebnis hervorgerufen wurde. PTBS beeinflusst nicht nur das Leben der betroffenen Person, sondern auch deren Mitmenschen. Sie können Ihren Partner dabei helfen, das traumatische Erlebnis zu bewältigen, indem Sie Zeit mit ihm verbringen und ihm sorgfältig zuhören. Die meisten Menschen erholen sich besser, wenn sie sich mit anderen, die sich um sie sorgen, verbunden und von ihnen verstanden fühlen. Manche Menschen können es vorziehen nicht oder nur wenig über ihre Erlebnisse zu sprechen, während es für andere wichtig sein kann, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Über traumatische Erfahrungen zu sprechen, kann dabei helfen, diese als weniger überwältigend wahrzunehmen. Zeitweise kann es für die betroffenen Personen am besten sein, einfach Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ihnen nahestehen. Das Bedürfnis nach Nähe und Gespräch ist schwanken. Nehmen Sie das nicht persönlich, wenn der/die Betroffene Distanz und Ruhe braucht. Achten Sie darauf, sich selbst nicht zu überfordern und holen Sie sich Hilfe in einer Beratungsstelle.
Für den sicheren Umgang mit einem Menschen mit PTBS ist es zunächst wichtig, sich über das Krankheitsbild, die Symptome sowie die damit einhergehenden Veränderungen zu informieren
Im Zuge einer PTBS können sich Verhalten sowie Persönlichkeit des Betroffenen verändern. Das wirkt sich sowohl auf das berufliche als auch auf das soziale Umfeld und damit auch auf Sie aus. Es besteht die Gefahr, dass das gemeinsame Leben nur noch durch die Krankheit bestimmt wird. Doch das muss nicht ewig so bleiben. Die PTBS ist heilbar. Insbesondere der soziale Rückhalt durch Familie und Freunde stellt eine wichtige Unterstützung während des Heilungsprozesses dar.
Im Internet finden Sie umfassende Informationen:
https://www.deutsche-traumastiftung.de/traumata/folgen-traumata/
https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/themen/trauma.html
https://www.traumatherapie.de/users/vanderkolk/kolk1.html
https://www.swr.de/swr2/wissen/traumatisiert-die-psyche-im-ausnahmezustand-102.html
https://ptbs-selbsthilfeforum.de/forum/
https://www.jphres.org/de/ratgeber/5-methoden-ptbs-hilfe-unterstuetzung/
Hilfreiche Literatur:
Die 40-seitige Broschüre „Trauma“ ist für akut von einem traumatischen Ereignis betroffene Menschen und deren Angehörige geschrieben. Sie gibt erste Informationen zum Thema psychischer Traumatisierung:
Die Broschüre soll aufklären, Ängste nehmen, informieren und komplizierte Sachverhalte verständlich machen. Einzel-/Ansichtsexemplare der Broschüre können gegen eine Schutzgebühr von 4 x 85 Cent-Briefmarken/Stück bestellt werden bei:
Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement (ZTK) GmbH, Clemensstraße 5–7,50676 Köln, Stichwort "Trauma".
Im Folgenden werden einige Hinweise zur Unterstützung von Personen bei der Bewältigung traumatischer Ereignisse gegeben.
Es ist wichtig, dass Sie dem Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Kontinuität geben, seine Grenzen akzeptieren Drücken Sie Ihr Verständnis aus und zeigen Sie ihm, dass er Ihnen vertrauen kann. Fragen Sie, ob und wo Sie helfen können. Jeder weiß selbst am besten, was er braucht.
Aus Angst, Sie mit ihrem Trauma zu belasten, scheuen sich manche Betroffene davor, mit ihren Angehörigen darüber zu sprechen. Zeigen Sie, dass Sie in der Lage sind, die Erinnerungen des anderen zu erfahren und ihm zuhören können. Fühlen Sie mit ihm mit, aber setzen Sie dort Grenzen, wo die Erzählungen für Sie selbst zur Belastung werden.
Obwohl es gut gemeint ist, äußern viele Betroffene, dass sie es nicht mögen, wenn Angehörige oder andere Personen sagen „Ich weiß, wie du dich fühlst“
Probleme nach einem Trauma
Depression oder Trauer
Viele Menschen leiden nach einem traumatischen Erlebnis unter Niedergeschlagenheit, starker Traurigkeit, Interessenverlust und Antriebslosigkeit.
Manche Betroffene versuchen Erinnerungen an das Trauma und damit verbundene negative Gefühle durch verstärkten Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten zu verdrängen. Dies kann die Traumafolgestörungen verstärken und zu zusätzlichen Problemen führen.
Auch Traurigkeit ist eine häufige Folge traumatischer Erlebnisse. Es ist normal und verständlich, dass wir uns traurig fühlen, wenn wir unsere innere Sicherheit verloren haben. Wenn Ihr Angehöriger beginnt das Erlebte zu verarbeiten, wird sich auch seine Stimmung verbessern. Sie können ihm dabei helfen, indem Sie ihn liebevoll darin ermutigen, aktiv zu sein und Schritt für Schritt wieder Dinge zu tun, die früher genossen oder für die er sich interessiert hat.
Angst und Erinnerungen
Nach einer Gewalttat erscheint die Welt den Betroffenen häufig viel gefährlicher als zuvor. Darüber hinaus werden sie oft von belastenden Erinnerungen gequält, die plötzlich auftreten, unkontrollierbar und überwältigend erscheinen. Daher kann es sein, dass Sie bei Ihrem Angehörigen beobachten, dass er auch in Alltagssituationen in starke Angst gerät, schreckhaft oder unruhig ist. Wenn Ihr Angehöriger sich ängstlich fühlt, können Sie ihn behutsam daran erinnern, dass das Erlebte vorbei und er jetzt in Sicherheit ist.
Manche Menschen erleben im Anschluss an das Trauma plötzlich Anfälle sehr starker Angst mit einer Vielzahl körperlicher Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindelgefühlen. Oft haben sie dabei die Befürchtung, sie würden sterben oder verrückt werden. Solche Angstanfälle werden auch Panikanfälle genannt.
Bei einigen Menschen beschränken sich Angst und Vermeidungsverhalten hingegen auf wenige, eng umgrenzte Situationen, so genannte Triggersituationen (z.B. Auto fahren nach einem Verkehrsunfall, Dunkelheit nach einem Überfall am späten Abend). Das Vermeiden von Triggersituationen ist sinnvoll, solange das Trauma noch nicht verarbeitet werden konnte
Vermeidung und übertriebene Sicherheitsmaßnahmen
Viele Menschen versuchen nach einem Trauma, die belastenden Erinnerungen an das Trauma dadurch unter Kontrolle zu bekommen, dass sie alles vermeiden, was an das Erlebnis erinnern könnte. Sie vermeiden Orte, Situationen oder Aktivitäten, die damit in Verbindung stehen, weil sie entweder befürchten, die Erinnerungen nicht aushalten zu können. Dies sind sehr verständliche Selbstschutzmaßnahmen und oft hilfreich, um kurzfristig die Belastungen zu vermindern. Akzeptieren Sie dieses Vermeidungsverhalten, es wird weniger werden, je mehr der/die Betroffene es schaffen ihr Trauma zu überwinden.
Sozialer Rückzug
Betroffenen, denen Gewalt angetan wurde, haben es oft schwer, danach anderen Menschen zu vertrauen. Der innere Rückzug und die Reizbarkeit der Betroffenen können zu Problemen im Zusammenleben führen.
Um Erinnerungen an das Trauma bzw. gefährliche Situationen zu vermeiden, ziehen sich Menschen nach einem Trauma häufig zurück. Dieser Rückzug ist verständlich, führt jedoch langfristig dazu, dass das Gefühl der Entfremdung von anderen Menschen weiter zunimmt. Akzeptieren Sie dieses Rückzugsverhalten und bieten Sie gleichzeitig Unterstützung und Begleitung an um den sozialen Rückzug zu überwinden.
Grübeln
Wenn einem etwas Entsetzliches passiert ist, setzt man sich damit natürlich auseinander.
Ein traumatisches Erlebnis wirft für die Betroffenen viele Fragen auf, z.B. „Warum ist das Trauma gerade mir passiert?“, „Wie hätte ich es verhindern können?“, „Wird mein Leben jemals wieder so sein wie vor dem Trauma?“ oder „Warum komme ich nicht über das Ereignis hinweg?“. Das Auftauchen dieser Gedanken ist unvermeidlich. Viele Betroffene erleben jedoch, dass sie sich von diesen Gedanken überhaupt nicht wieder lösen können. Dieses ständige Grübeln ist für die Verarbeitung des Traumas nicht förderlich. Das Grübeln verstärkt Schuld- und Schamgefühle, Selbstzweifel. Fragen Sie, ob der/die Betroffene über seine Gedanken sprechen möchte und schlagen Sie vor diese aufzuschreiben.
Schlafstörungen
Schlafprobleme, wie z.B. Einschlafschwierigkeiten, nächtliches Erwachen oder Albträume treten sehr häufig nach traumatischen Erlebnissen auf. Falls Sie das Schlafzimmer mit Ihrem Angehörigen teilen, kann das dazu führen, dass es auch Ihren Schlaf beeinträchtigt. Es ist wichtig auf sich selbst zu achten und sicherzustellen, so weit wie möglich Erholung zu bekommen. Eventuell kann es also helfen, vorübergehend woanders zu schlafen. Sie können Ihrem Angehörigen helfen, indem Sie denselben Schlafrhythmus beibehalten, den Sie vor dem Erlebnis hatten, d. h. beispielsweise zu Ihrer normalen Zeit ins Bett gehen.
Ärger und Distanziertheit
Ärger ist eine häufige Reaktion auf eine Gewalttat und es ist normal, sich ärgerlich zu fühlen, wenn einem jemand einen Schaden zugefügt hat. Es kann sein, dass Sie feststellen, dass der/die Betroffene auf Sie oft gereizt reagiert. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, dass sich der Ärger in der Regel nicht wirklich gegen Sie richtet.
Betroffene fühlen sich oft von anderen Menschen wie abgeschnitten und erleben kaum noch positive Gefühle. In dissoziativen Zuständen ist der Betroffene oft wie weg gedriftet. Dies ist für den Menschen ein Schutz. Auch dies ist normal und sehr verständlich, wenn man ständig von Angst und Furcht überflutet wird. Es hilft Ihnen vielleicht, sich bewusst zu machen, dass Sie Ihrem Angehörigen immer noch sehr viel bedeuten, er in diesem Moment lediglich Schwierigkeiten damit hat, Nähe und positive Gefühle zu erleben.
Angehörigen von Vergewaltigungsopfer
Es ist ganz natürlich, wenn Sie sich mit alledem überfordert fühlen. Nicht nur für die vergewaltigte Frau selbst, sondern auch für die Angehörigen kann eine Vergewaltigung eine massive Belastung bedeuten.
Nein heißt Nein
Das bedeutet, dass bereits ein einfaches "Nein" des Opfers die Handlung des Täters oder der Täterin zu einer Straftat macht. Bedenken Sie: Jede Person hat das Recht, an jedem Punkt einer Begegnung "Nein" zu sagen, an dem sie sich unwohl fühlt. Es gibt kein "zu früh" und kein "zu spät". Wenn das Opfer seine Ablehnung nicht in Worte fassen kann, kann es dem Täter/der Täterin durch Verhalten wie Wegdrehen, sich steif wie ein Brett machen, wegstoßen, weinen etc. zeigen, dass es die sexuelle Handlung nicht möchte. Die Beziehung des Opfers zum Täter/zur Täterin ist für die Verwirklichung einer Straftat egal. Alle vom Opfer ungewollten sexuellen Handlungen sind traumatisierend.
Ist das Opfer nicht in der Lage seinen entgegenstehenden Willen zu bilden oder zu äußern, weil es beispielsweise mit Substanzen betäubt wurde, sind jegliche sexuellen Handlungen ebenso strafbar.
Bei Sexualdelikten entstehen nicht immer körperlich sichtbare Verletzungen. Die psychischen Folgen für das Opfer können noch schwerer sein. Menschen reagieren je nach Persönlichkeit ganz unterschiedlich auf ein Sexualdelikt. Manche sind völlig aufgelöst und verzweifelt, andere wirken ruhig und gelassen. Viele Betroffene reden kaum über die Tat, weil sie sich schämen und befürchten, dass man ihnen nicht glaubt oder ihnen Schuldvorwürfe macht. Die Verantwortung liegt aber allein beim Täter bzw. der Täterin. Das Opfer hat niemals schuld!
Zeigen Sie ihr, dass Sie offen für Gespräche und bereit sind, Sie mit allen ihren Gedanken, Gefühlen und Reaktionen zu akzeptieren.
Versuchen Sie dabei, unvoreingenommen zuzuhören. Zweifel an dem Gesagten und Fragen danach, ob sie sich nicht hätte erfolgreicher wehren oder anders verhalten können, verursachen Schuldgefühle und belasten die Betroffene zusätzlich.-
Die Verantwortung für die Tat liegt eindeutig bei dem Täter!