Die Verbindung von Trauma und Suchtmittelabhängigkeit ist häufig. Menschen mit Suchtproblemen berichten oft von Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, im Jugend- und Erwachsenenalter. Um negative Gefühle zu betäuben, Übererregung abzubauen und traumatisierende Lebensereignisse zu vergessen, greifen traumatisierte Menschen oft zu Suchtmittel.
Suchtmittel helfen:
Negative Gefühle zu dämpfen
Positive Gefühle zu erleben
Kontakt mit Menschen auszuhalten
Fehlende Nähe zu kompensieren
Sexualität zu leben
Sich am Täter zu rächen
Sich einigermaßen normal zu fühlen
Kontrolle zu bekommen
Zu zeigen, wie schlecht man sich fühlt,
wenn die Worte dafür fehlen.
Diese Art der Selbstmedikation führt auf Dauer zur Abhängigkeit. Beide Störungen verstärken sich gegenseitig.
Studien zufolge leiden 12 bis 35 % der Männer und etwa 40 bis 60 % der Frauen in Suchtkliniken unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Fasst man den Traumabegriff weiter, kann man davon ausgehen, dass noch bei weit mehr Suchtkranken die Abhängigkeit sich auf dem Hintergrund einer multiplen traumatisierenden Lebenssituation entwickelt hat. Man spricht hierbei von einer „subsyndromalen Form“ der PTBS.
So führen z. B.. Bindungsstörungen in der Kindheit zu Störungen der Eigenregulation und der Selbstberuhigung. In der Folge führt dies zu geringer Frustrations- und Stresstoleranz.
(Lüdecke u.a. „Sucht-Bindung-Trauma“, 2010)
"Es steht mittlerweile außer Frage, dass Missbrauch bzw. Abhängigkeit von psychotropen Substanzen zu den wichtigsten Folgestörungen nach Traumatisierung gehören"
(Dr.med. Luise Reddemann
Zeitschrift für Psychotraumatologie
und Psychologische
Medizin 2005 Heft 3)
"Der Zusammenhang zwischen Trauma und Sucht ist seit langem bekannt, dennoch wird entweder die Sucht oder das Trauma behandelt. Für Betroffene ergibt sich hieraus oft ein verhängnisvoller Teufelskreis. Der Betroffene kann seine Sucht nicht überwinden, weil das Trauma nicht bearbeitet ist und er kann das Trauma nicht bewältigen, weil die Sucht nicht überwunden ist. Zudem erhöht eine Suchterkrankung das Risiko weiterer seelischer Traumatisierungen. So werden viele Betroffene zu „Drehtürpatienten“ und „fallen durch die Maschen“.
Traumatherapeutische Angebote bzw. eine Kombibehandlung von Trauma und Sucht gibt es erst in etwa 10 % der Suchtkliniken und 20 % der ambulanten Einrichtungen.
Klinken und Beratungsstellen die sowohl Trauma als auch Sucht behandeln, finden Sie unter:
https://www.trauma-und-sucht.de/patienten-und-ratsuchende/einrichtungen/