Magda
Es ist absurd, denn normalerweise freue ich mich, wenn ich Erlebnisse in mein imaginäres „Marmeladeglas-Regal“ in meinem Kopf konservieren kann. Es ist ein Regal mit vielen Marmeladegläsern, gefüllt mit Erinnerungen, Gefühlen, Gerüchen, Geräuschen und Bildern. Für jedes einzelne bin ich dankbar und schraube es jederzeit gerne auf, um die schönen Erinnerungen nachzuerleben.
Doch im August 2020 kam ein neues Glas hinzu. Zu dem Zeitpunkt war ich 20 Jahre alt und es mag verwöhnt sein zu sagen, dass von dieser Art Glas noch nicht viele in meinem Regal stehen, doch mein Leben war bis zu diesem Zeitpunkt so ziemlich eine Sammlung von schönen Marmeladegläsern.
In dem besagten Marmeladeglas: meine Vergewaltigung durch einen vermeintlich guten Freund. Begleitet von einem Gefühl der Todesangst und Ohnmacht. Polizeibesuche, Termine mit Anwälten, Rechtfertigungen, Ratlosigkeit und tiefe Trauer zählten von da an zu meinem Alltag.
Die Hilfe, die mir zu diesem Zeitpunkt gestellt wurde, erreichte mich nicht. Die Ratschläge, die ich erhielt, steckten mich in Schubladen, in die ich nicht gehörte. Alles sollte so sein, wie es eben in den Lehrbüchern für junge Frauen mit posttraumatischer Belastungsstörung stand.
Meine Gedanken zu diesem traumatischen Erlebnis wurden zwar gehört, aber nie verstanden. Was ich also tat: ich habe das Marmeladeglas in die hinterste Ecke des Regals geschoben. Ich würde schon alleine damit fertig werden. Doch bereits nach ein paar Wochen musste ich feststellen, dass ich nicht alleine damit fertig werden konnte. Zu viele Flashbacks, Gedanken und offene Fragen waren in meinem Kopf.
Wie Herr Faßbender sagen würde: „Zeit heilt nicht immer alle Wunden“.
Ich begann zu recherchieren und entdeckte Herrn Faßbenders Website. Erkundigte mich über EMDR und wusste sofort, dass ich ein Kennenlerngespräch ausmachen möchte. Da ich ohnehin ein sehr spiritueller Mensch bin, wusste ich, wozu mein Körper im Stande ist. Der Einklang von Körper und Seele, welche beim EMDR wie von Wunderhand miteinander sprechen können, war für mich überzeugend.
Herr Faßbender war der erste, der meine Gedanken wirklich verstand und auch mir helfen konnte die Zusammenhänge zu verstehen. Immer mehr Puzzleteile meines riesigen Puzzles konnten durch die EMDR-Therapie entdeckt und ihre Rolle aufgeklärt werden. Neben den Therapiestunden hatte Herr Faßbender immer wunderbare Tipps. Seien es Videos, Bücher oder Werkzeuge, mit denen es mir möglich war meine Posttraumatische Belastungsstörung zu bewältigen. Nicht nur bewältigte ich die Schäden, die meine Vergewaltigung hinterlassen hatte, sondern ich entwickelte mich weiter, wuchs über mich hinaus und konnte schlussendlich völlig reflektiert und im Einklang mit mir selbst sein. Und das so, wie ich es in meinem ganzen Leben nie sein konnte.
„Ein lachendes und ein weinendes Auge“, das waren meine letzten Worte, als ich im Juni 2023 die Praxis von Herrn Faßbender zum letzten Mal besuchte. Weinend, weil ich mich bei Herrn Faßbender immer sehr wohl fühlte und unsere wöchentlichen Treffen durchaus vermissen werde; lachend, weil die Therapie erfolgreich abgeschlossen wurde. Vor nicht einmal 7
Monaten, hätte ich nie gedacht, jemals wieder ein ehrlich lachendes Auge zu haben und vor allem dachte ich nie, dass ich dieses neue Marmeladeglas einfach akzeptieren könnte und noch weiter, sogar etwas Dankbarkeit für die Geschehnisse empfinden könnte. Herr Faßbender zeigte mir, wie ich aus der Kraft meines eigenen Körpers solch große Wunden heilen kann und ich kann mir niemanden vorstellen, der geeigneter gewesen wäre, mich auf diesem Weg zu begleiten.